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Popsongs neu interpretiert: Konzert – Rezension
„The Studio Concert - Mark Seibert“

03.06.2020 - Mark Seibert - Sabrina Auer - Pop-Cover unplugged - digitales Studiokonzert

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Gitarren und Kunstdrucke als Wandschmuck, Soundregler in einer Glasvitrine. An der Seite stehen Boxen und Verstärker, im Hintergrund lädt eine plüschig-rote Sitzgruppe zum Verweilen ein. Sogar farblich passende Teppiche fehlen nicht. Eine Vintage-Stehlampe taucht alles in angenehm warmes Licht. Es ist ein ungewöhnliches und zugleich perfektes Setting, das Mark Seibert für sein Studiokonzert gewählt hat.

Stimmiges Ambiente

Die intime Stimmung in der Lounge des Recording Studios schafft den idealen Rahmen für die Coverversionen bekannter Popsongs, die Mark Seibert und Sabrina Auer mit Gitarrist Martin Deplanzes im Unplugged-Stil interpretieren.

Der Ablauf ist stimmig: Im Wechsel folgen jeweils kurze Blöcke von Seibert solo und Duetten mit Sabrina Auer. Dazwischen erzählt Mark Seibert Wissenswertes zu einigen Songs und spricht über die Bedeutung, die sie für ihn haben. Die Songauswahl ist geprägt von seinen persönlichen Favoriten und reicht von weltbekannten Rock- und Popballaden aus den 1970ern, 80ern und 90ern bis hin zum ergreifenden „Always Remember Us This Way“ aus dem Kinostreifen „A Star Is Born“ aus dem Jahr 2018.

mark seibert studio concert digital 01Mit diesem Opener kann Mark Seibert auch sogleich die ganze Bandbreite seines gesanglichen Könnens unter Beweis stellen: Anfangs sanft und mit einschmeichelnder Stimme gesungen, steigert Seibert den Spannungsbogen bis zur rockigen Bridge, bei der er sein Stimmvolumen eindrucksvoll demonstriert. Wenn „Always Remember Us This Way“ mit weichen Tönen ausklingt, ist man bereits in den Klangwelten angekommen, die die Künstler während des ganzen Konzerts halten und die gerade in diesen unruhigen Zeiten wie eine willkommene Oase der Ruhe wirken.

Diese Ruhe wird lediglich von den recht rasch wechselnden Blickwinkeln der Kamera durchbrochen. Pascal Pendls variantenreiche Bildführung wechselt zwischen Aufnahmen der Lounge insgesamt und close-ups auf die Gesichter von Sabrina Auer und Mark Seibert. Die Übergänge zwischen den einzelnen Titeln enden häufig mit optischen Fadeouts auf einem Fixpunkt, beispielsweise auf einem Instrument, und schaffen so einen Moment des Innehaltens. Schön, dass auch die gitarrespielenden Hände von Martin Deplanzes oft im Bild eingefangen werden, trägt er doch mit seinem großartigen Spiel wesentlich zum Gelingen von „The Studio Concert“ bei. Zurückhaltend und gleichermaßen präsent ist Deplanzes‘ Akkustikgitarre weit mehr als nur Begleitung, sondern vielmehr unverzichtbarer Bestandteil jeder Nummer.

Große Gefühle

Ebenfalls eine große Bereicherung ist Sabrina Auer, deren gefühlvoller Mezzosopran wunderbar mit Seiberts klarem Tenor harmoniert. Besonders die gemeinsam gesungenen Passagen sprühen vor Lebendigkeit. Kurze aber dennoch intensive Blickwechsel verdichten die emotionale Stimmung. Auch in ihrem Solo „Make You Feel My Love“ überzeugt Sabrina Auer mit ihrer Hingabe an den Song und schön gefärbter Stimme, von der man gerne noch etwas mehr gehört hätte. Die Duette „Jar Of Hearts“ und „Let Her Go“, bei dem Seibert auch selbst zur Gitarre greift, zählen zu den schönsten Momenten des rundum gelungenen Events.

mark seibert studio concert digital 03Mark Seibert geht sichtlich in der Musik auf, singt über weite Strecken mit geschlossenen Augen und immer mit unglaublich viel Gefühl. Bei „Tears In Heaven“ findet er mit seiner Interpretation exakt die richtige Balance zwischen nie endender Trauer und dennoch vorhandener Hoffnung, die Eric Clapton mit seiner Ballade so grandios in Wort und Ton gefasst hat. Auch mit dem fantastisch gesungenen „Love Of My Life“ verneigt sich Mark Seibert mit Respekt und Hochachtung vor den Originalinterpreten und gibt zugleich diesem Queen-Song seine eigene Charakteristik, mit perfekter Stimmführung bis in die höchsten Tonlagen, sauberen Übergängen in die Kopfstimme und nicht zuletzt gefühlter Emotion in jeder Note. Wer außer Freddie Mercury selbst hätte das besser gekonnt?

Vielleicht hätte etwas mehr direkter Augenkontakt beim virtuellen Publikum im heimischen Wohnzimmer das Konzertfeeling noch verstärkt, aber dem Musikgenuss tut dies keinen Abbruch. Die Tonqualität (Daniel Wirth) ist ebenso hochprofessionell wie das künstlerische und technische Niveau der Gesamtproduktion. Die digitalen Möglichkeiten werden zudem eingesetzt, um mit englischer Untertitelung der Moderation auch das internationale Publikum anzusprechen. Natürlich geht nichts über ein echtes Livekonzert, aber wenn ein Künstler in diesen Krisenzeiten den Bekanntheitsgrad auch in anderen Ländern vergrößern kann, ist dies auf jeden Fall ein positiver Effekt. Dazu passt auch, dass sich Seibert nicht fürs Musicalgenre, sondern für Pop-Cover entschieden hat. Die Erweiterung der Zielgruppe ist gerade in schwierigen Zeiten wichtig. Mit „The Studio Concert – Pop-Covers unplugged“ nutzt Seibert diese Chance aufs Allerbeste. Gegen einen zweiten Teil hätten wohl weder die bisherigen noch die neuen Fans etwas einzuwenden.


Text: Sylke Wohlschiess

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Setlist

Titel Interpret/-en Mehr Informationen rund um den Titel
Always Remember Us This Way Mark Seibert Im Musikfilm „A Star Is Born” spielt Lady Gaga die Sängerin Ally, die mit Hilfe ihres Mentors und späteren Ehemanns Jackson Maine eine steile Karriere hinlegt. Privat allerdings steuert das Paar in eine Katastrophe. „Always Remember Us This Way“ hat Lady Gaga gemeinsam mit den Country-Musikerinnen Natalie Hemby, Hillary Lindsey und Lori McKenna geschrieben. Bei den Grammys 2020 war die Ballade für den Song des Jahres nominiert.
Baby Can I Hold You Mark Seibert Im Jahr 1988 veröffentlichte die Folkrock-Sängerin und Songwriterin Tracy Chapman ihr gleichnamiges Debütalbum. „Baby Can I Hold You“ war die dritte Single. Durch die sparsame Instrumentierung und den schnörkellosen, traurigen Text entsteht eine Eindringlichkeit, die im unplugged-Stil besonders gut zur Geltung kommt. Neil Diamond coverte 1989 „Baby Can I Hold You“ als erster, weitere Musiker folgten, u.a. Boyzone im Jahr 1997. Tracy Chapman selbst nahm ihren Song im Jahr 2000 als Duett mit Luciano Pavarotti erneut auf.
Heaven Mark Seibert Sabrina Auer Eigentlich wollte Bryan Adams die Rockballade „Heaven“ , die er gemeinsam mit Jim Vallance geschrieben hatte, zuerst gar nicht auf dem Album „Reckless“ veröffentlichen, erst im letzten Moment änderte er seine Meinung. Adams tourte 1983 als Vorband für Journey, „Heaven“ ist von Journeys Hit „Faithfully” stark beeinflusst. Als der Song in den Power Station Studios in New York eingespielt wurde, hatte Adams‘ Drummer Mickey Curry am selben Tag noch andere Verpflichtungen, also sprang Journey-Drummer Steve Smith kurzfristig ein. Auf dem Soundtrack zu „A Night In Heaven“ erscheint der Song 1983 zum ersten Mal, 1984 dann auf Bryan Adams‘ viertem Studioalbum „Reckless“.
Jar Of Hearts Mark Seibert Sabrina Auer Einen ungewöhnlichen Weg nahm die Debütsingle „Jar Of Hearts“ der US-amerikanischen Singer-Songwriterin Christina Perri. Ohne Rücksprache schickte eine Freundin Perris, die als Tänzerin und TV-Moderatorin arbeitete, den Song an die Choreografin der Tanzshow „So You Think You Can Dance“. Sofort nach der Sendung im Juni 2010 erreichte „Jar Of Hearts“ die Billboard Hot 100. Im November 2010 folgte die erste gepresste Veröffentlichung, auf der EP „The Ocean Way Sessions“. Im Mai 2011 in den USA bzw. im Januar 2012 in Deutschland erschien „Jar Of Hearts“ dann auf Christina Perris erstem Studioalbum „Lovestrong“.
Tears In Heaven Mark Seibert „Tears in Heaven“, eine der bekanntesten Balladen von Eric Clapton, erzählt von einer sehr traurigen wahren Begebenheit: Im März 1991 fiel der vierjährige Sohn des Künstlers aus dem Fenster im 53. Stock eines Hochhauses und war sofort tot. Wie würde wohl eine Begegnung mit seinem Sohn im Himmel aussehen - das überlegt Clapton und findet Worte der Hoffnung: „There’ll be no more tears in heaven.“ Interessant: Im Songtitel wurde die Botschaft durch die Verkürzung genau ins Gegenteil verkehrt. Geschrieben hat Eric Clapton das Lied gemeinsam mit Will Jennings. Es erschien im Januar 1992 mit weiteren seiner Kompositionen auf dem Soundtrack des Films „Rush“.
Make You Feel My Love Sabrina Auer Billy Joels Cover von „Make You Feel My Love“ wurde im August 1987 veröffentlicht, einen Monat VOR Bob Dylans Original. Später sollten noch viele andere Sängerinnen und Sänger „Make You Feel My Love“ aufnehmen. Eine der bekanntesten Versionen stammt aus dem Jahr 2008, von der britischen Sängerin Adele. Durch ihren Auftritt bei der Castingshow „The X Factor“ stieg ihre Interpretation im Oktober 2010 bis auf Platz 4 der britischen Charts. Der Text erzählt in wunderschönen Worten von einer unendlichen Liebe.
Let Her Go Mark Seibert Sabrina Auer Mike Rosenberg begann zusammen mit dem Komponisten Andrew Phillips unter dem Namen Passenger seine musikalische Karriere und behielt diesen auch als Solokünstler bei. „Let Her Go“ ist ein Song im Pop-Folk-Stil, der im Februar 2012 auf seinem Album „All The Little Things“ erschien. Als Single wurde „Let Her Go“ Nummer 1 in vielen Ländern, u.a. auch in Deutschland. Der Text fasst die zwiespältigen Gefühle während einer Trennungsphase in Worte und mündet in der Erkenntnis, dass sich erst im Loslassen wahre Liebe zeigt.
Love Of My Life Mark Seibert Freddie Mercury, der unvergessene Frontman der britischen Rockgruppe Queen, schrieb „Love Of My Life“ für seine Freundin Mary Austin. Der Song erschien 1975 aufdem legendären Album „A Night At The Opera“, das mit Sicherheit zu einem der bemerkenswertesten Alben der Rockgeschichte zählt. „Love Of My Life“ war bei Queen-Konzerten immer ein „Mitsing-Renner“ und ist in Liveversionen u.a. auf „Live at Wembley 1986“ zu hören.
I'm Not The Only One Mark Seibert Lügen und Seitensprünge sind kein schönes Thema in einer Beziehung, dafür ist der Song, den Sänger Sam Smith zusammen mit Jimmy Napes schrieb, umso schöner. Die klavierbetonte Ballade „I’m Not The Only One“ erschien im Mai 2014 auf Smiths erstem Studioalbum „In The Lonely Hour“ und im August des selben Jahres auch als Single-Download.
Bridge Over Troubled Water Mark Seibert Vier Grammys erhielt die hauptsächlich von Art Garfunkel gesungene Ballade „Bridge Over Troubled Water“ des US-amerikanischen Duos Simon & Garfunkel, die 1970 auf dem gleichnamigen Album erschien. Sie war durch die von Songwriter Paul Simon zunächst eher widerwillig hinzugefügte dritte Strophe für eine Singleauskopplung eigentlich zu lang, aber der damalige Boss von Columbia Records Clive Davis konnte Paul Simon und Art Garfunkel überzeugen. Der Erfolg gab ihm recht. Der Titel gilt heute als Signature Song des Duos, das sich 1970 offiziell zwar auflöste, in späteren Jahren aber immer noch zu besonderen Anlässen gemeinsam auftrat und 2004 zusammen auf Abschiedstour ging.
Fragile Mark Seibert Der britische Musiker Gordon Matthew Thomas Sumner, natürlich bekannt als Sting, schrieb „Fragile“ in Erinnerung an den US-amerikanischen Ingenieur Ben Linder, der 1987 in Nicaragua von Contra-Rebellen getötet wurde. Das Lied ist auf dem 1987er Studioalbum „Nothing like the Sun“ zu finden und gilt neben "Fields of Gold" als sein Markenzeichen. Am 21. September 2001 sang Sting „Fragile“ auf dem Benefizkonzert für die 9/11-Opfer. Sting ist parallel zu seinen künstlerischen Aktivitäten auch politisch aktiv, engagiert sich für Menschenrechte und gründete 1987 die Rainforest Foundation.
Say Something Mark Seibert Sabrina Auer A Great Big World ist ein Duo aus den USA, bestehend aus Ian Axel und Chad King, deren Songs oft in TV-Sendungen zum Einsatz kommen. So auch „Say Something“: Der Song erschien 2011 zuerst auf Ian Axels Soloalbum, im September 2013 noch einmal als Single von A Great Big World. Das Lied wurde in der Tanzshow „So You Think You Can Dance” gespielt. Christina Aguilera hörte es und war so begeistert, dass sie eine Zusammenarbeit vorschlug. Im November 2013 nahmen A Great Big World und Christina Aguilera „Say Something“ erneut auf. Diese Version wurde zum Charterfolg.

 

 

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